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The first week: Hello from Nairobi!

Meine erste Woche hier in Kenia und in der Child Destiny Foundation ist nun schon um. Ich habe den Kulturschock, denke ich, gut verarbeitet und bin jetzt ganz angekommen. Mir war im Vorhinein bewusst, dass es anders sein wird als Österreich, dass ich vermutlich viel Leid und Unrecht sehen werde, dass es ein einfacherer Lebensstil werden wird, mit keinem Warmwasser, nicht immer Strom, keine Waschmaschine und so. Darauf war ich vorbereitet. Auch, dass ich die einzige Weiße sein werde. Aber auf diese komplett andere Lebensweise ohne Stress mit vielen “Leerläufen” einfach chillen und nichts tun, war ich nicht vorbereitet und es fiel mir zu Beginn sehr schwer mein “ich muss immer was tun und aktiv sein” abzulegen. Ich arbeite dran 🙂

Auf der anderen Seite würde man in Österreich nie so herzlich willkommen geheißen werden und so schnell Teil der Familie werden. Das ist mir sehr positiv und schön aufgefallen. Am Dienstag in der Früh (1.3) bin ich angekommen und Alex und Florence nahmen mich gleich als Familienmitglied auf. Am Samstag war ich dann mit Florence (und Gilan) bei einem Treffen mit einigen Freundinnen von Florence. Sie alle freuten sich so mich zu sehen und, dass ich da war. Ich verstand zwar kaum etwas, weil sie Suaheli untereinander sprachen, aber ich fühlte mich so willkommen und angenommen auch.

In der Child Destiny Foundation war ich gleich an meinem 2. Tag hier in Kenia. Auch hier hatte ich das Gefühl, dass sich alle über meine Anwesenheit freuen würden. Meine Geschenke wurden sehr dankbar angenommen von Evance, dem Physiotherapeuten. Mir wurden alle Kinder vorgestellt und Edgar umarmte mich gleich (so gut er halt kann).

Ich vermisste eine Ergotherapeutin, weil mir das sehr funktionelle Arbeiten nicht so liegt. Seit Montag gibt es jetzt eine neue Ergotherapeutin, doch auch sie arbeitet hauptsächlich funktionell. Trotzdem ist es eine große Unterstützung für mich, weil ich ihr viele Fragen stellen kann.

Am Vormittag darf ich jetzt zur Zeit hauptsächlich was lernen und bei den Therapien zusehen bzw. unter “Aufsicht” durchführen und am Nachmittag probiere ich dann das Gelernte selbstständig auszuführen bzw. spiele ich mit den Kindern, wobei auch das Therapie ist, nur in anderer Form (Konzentration, Auge- Hand- Koordination, Interaktion mit anderen Kindern, …).

Ich war schon im Slum bei Owen, Edgar und Jacky zu Hause und bin mit dem Auto durch das “Reichenviertel” durchgefahren und kann sagen: Nairobi, eine Stadt der großen Gegensätze! Wie ich im Slum war, ist mir bewusst geworden, wie gut Alex und Florence leben, obwohl ich das zu Beginn schon sehr eingeschränkt empfunden habe, im Vergleich zu dem, was ich aus Österreich kenne. Was das jetzt bedeutet für mein Leben in Wien, darüber will ich gar nicht nachdenken…

Trotzdem wirken alle zufrieden und glücklich mit dem was sie haben. Ich habe das Gefühl hier wird das Leben viel mehr einfach angenommen so wie es ist und nicht in Österreich, wo jeder ständig was verändern will und rum raunzt.


2. Woche: Jetzt bin ich richtig angekommen!

Meine zweite Woche ist nun auch schon vorbei. Ich durfte mitbekommen, wie die Regierung Motorräder verboten bzw. (höhere) Auflagen für die Straßenbenützung gestellt hat und schon einige Tage später haben die Proteste ihre Wirkung gezeigt und die Forderungen wurden von der Regierung zurück genommen. Außerdem war ich mit Alex und Florence wegen den neuen Sessel in einem großen Kinderspielzeugladen, wo es genau zwei Kindersessel zur Auswahl gab. Beide sind für die Kinder in der CDF nicht unbedingt gut geeignet. Das Problem ist, dass der Tischler, der die Sessel gemacht hat, die derzeit in Verwendung sind, sehr unzuverlässig war und die Sessel erst nach Polizeieinschaltung vier Monate nach der Zahlung herausgerückt hat. Somit kann man diesen nicht wieder kontaktieren. Es gibt zwar noch einen anderen Tischler, aber der arbeitete nur mit einer Firma zusammen und diese möchte auch viel verdienen, somit ist es viel teurer (außerdem habe sie jetzt einen höheren Preis gesagt, als bei der ersten Anfrage). Also kam die Idee auf normale Kindersessel anzupassen. Wir haben dann einen Sessel gekauft und werden versuchen diesen an die Bedürfnisse der Kinder anzupassen, sodass sie zum Beispiel nicht alleine hinaus rutschen können.


Was ist sonst passiert?


Ich durfte noch mehr Kinder aus dem Zentrum kennenlernen und mache nun täglich selbst Therapien. Außerdem schätze ich den Austausch mit Felista, der neuen Ergotherapeutin, bezüglich der Veränderung von diversen Tätigkeiten.

Brian beim Probe-Sitzen

Woche 3 +4: Jetzt ist Halbzeit

Woche drei und vier sind nun schon vorbei und es ist Halbzeit -wie schnell die Zeit vergeht. Mittlerweile fühle ich mich wirklich sehr wohl. Alex und Florence kümmern sich wirklich sehr gut um mich. Und mich freut es, dass ich nun schon selbstständiger bin. Diese Woche habe ich zum ersten Mal ohne Hilfe geduscht. Nachdem es ja kein fließendes Wasser gibt, muss man zuerst Wasser am Herd erwärmen, um es dann in einen größeren Behälter geben zu können und mit kühlem Wasser auf eine angenehme Temperatur abkühlen.
Ansonsten war ich leider krank und deshalb hauptsächlich zu Hause. Dafür habe ich viel neue Energie gesammelt für die nächsten Wochen. Am Do Abend hat es ganz in der Nähe unseres Wohnhauses gebrannt und die Funken von der Stromleitung sind geflogen. Uns ist zum Glück nichts passiert. Es war aber ziemlich heftig zu sehen, wie schnell sich das Feuer ausbreitet und viele Leute ihr Zuhause verlieren. Ich habe mir einige Tage später dann die Ruinen angeschaut. Bis auf den Grundstein ganz unten ist alles abgebrannt. Spannend war zu sehen, was teilweise überlebt hat. ZB eine Schularbeit und ein Schulbuch.
An den letzten beiden Wochenenden haben wir die Child Destiny Foundation hergezeigt. Das heißt es war auch am Samstag Therapiebetrieb und die Gäste durften mithelfen bei den Therapien, beim Kochen und Wäsche waschen. Einmal war eine (Jugend)Gruppe der 7 Tage Adventisten und einmal Leute, die beim Präsidenten arbeiten und in dieselbe Kirche gehen wie wir, zu Besuch.
Beide Gruppen haben uns richtig viele Sachen geschenkt: Klopapier, Seifen, Öl, Gewand in allen Größen, Minimangos (die waren richtig gut) und richtig viele Windeln. Außerdem haben die Jugendlichen der 7-Tage- Adventisten uns einen Unterstand gebaut.
Wir rechneten am ersten Samstag nur mit ein paar wenigen Personen, doch es kamen fast 50. Da waren wir sehr überrascht und ich musste alleine Therapien machen, wie es Felista und Edwards machen (also alle Gelenke durchbewegen) und zusätzlich erklären was wir machen und warum und wie. Das hat mich sehr überfordert. Zum Glück waren die Mädls voll lieb und haben versucht mir die Wörter zu sagen, die ich gerade gesucht habe.
Der zweite Samstag verlief viel geordneter. Wir hatten Wasser für sie zum Trinken, das Essen war rechtzeitig fertig und auch die Therapien verliefen besser, da wir uns im Vorhinein ausgemacht haben wer was macht. So durfte ich Spieltherapie und Sensorische Integration machen, was mir viel mehr liegt, als das Durchbewegen der Gelenke. Wir waren auch schon um 15:30 mit dem Programm fertig und mussten so nur mehr die Geschenke gerecht unter den Müttern aufteilen, was eh wieder lange brauchte.
Mittlerweile ist es so, dass die Kinder zu mir kuscheln kommen und mich umarmen. Das freut mich voll. Maya ist auch schon 2x in meinen Armen eingeschlafen. Also auch von ihnen werde ich voll akzeptiert und wertgeschätzt. Ewards und Felista fragen mich manchmal was ich mache, dass die Kinder bei mir nicht so viel weinen oder wie ich die Spieleinheit am Nachmittag gestalten will oder was mach machen könnte. Das freut mich voll, dass es hier nun auch ein bisschen einen Austausch gibt und sie von mir lernen möchten.

Ich werde regelmäßig auf der Straße angesprochen. Teilweise nur mit “wie geht’s dir?”, was hier wie “Hallo” ist, teilweise mit “Ich liebe dich” oder “Du bist so hübsch”. Letzte Woche hat ein betrunkener Mann immer wieder “American” gesagt worauf ich nicht reagiert habe, weil ich ja keine Amerikanerin bin, obwohl ich genau gewusst habe, dass er mich meint. Ich sagte dann irgendwann, dass ich Europäerin bin, wobei er dann gemeint hat, dass ich Russin bin und in die Hölle gehöre. Das war schon eine ziemlich heftige Situation und ich war froh, dass Shilla und ich dann umgedreht sind und eine andere Weg gegangen sind.

Was mir auch noch aufgefallen ist, dass ich viel Wissen z.B. wie groß die Schuhe sein müssen für Kinder damit sie gut passen oder wie man ein Kind von Rücken- in Bauchlage dreht oder richtig hochnimmt, habe und mir das gar nicht so bewusst war. Da hat mir meine Mama bei meiner kleinen Schwester richtig viel Wissen mitgegeben.

Zur Halbzeit kann ich sagen, dass es mir wirklich gut gefällt und ich mich wohlfühle. Ich freue mich aber auch schon drauf wieder Sport machen zu können und ohne Bodyguard (also eine Einheimische Person) die Straße betreten zu können.

Alles Liebe und bis bald,
Saskia

Woche 5

So diese Woche ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, dass ich mich von meinen Lieblingskinder auch wieder verabschieden muss, wenn ich Heim fliege. Zum Glück bleiben mir ja noch fast 3 Wochen 🙂

Ich würde euch gerne Mama Brian vorstellen. Sie ist in meinen Augen die gute Fee in der Child Destiny Foundation und irgendwie ein bissi eine lebende Heilige oder zumindest eine richtige Powerfrau. Sie hat zwei Kinder Dota und Brian, die beide in die CDF gehen, wobei Brian 5a alt ist und noch immer nicht frei gehen kann wegen seiner Zerebralparese. Sie kocht für alle, teilt das Essen für die Kinder auf die Schüsseln auf, wäscht die Wäsche, wickelt alle Kinder, putzt das Zentrum und desinfiziert die Therapiesessel und füttert zu Mittag rund 3-4 Kind (inkl Brian). Ich hab das Gefühl, dass sie die Einzige ist, die Fiona füttern kann, sodass auch etwas in ihrem Magen landet. Neben all diesen Dingen springt sie sofort von ihrer Tätigkeit auf, wenn man eine Frage hat und hilft einem. Ich hab das Gefühl sie verbringt mehr Zeit im Zentrum als zu Hause. Lydia ist immer freundlich und für gelaut. Ich muss zugeben, dass ich am Nachmittag oft schon sehr erschöpft bin durch die Kinder. Sie arbeitet aber noch immer Ich komme aber meistens später als sie, mach eine Mittagspause im Gegensatz zu ihr und gehe meistens früher. Also diese Energie hätte ich gerne. Keine Ahnung, wie sie das alles ALLEINE managt ohne ein Burnout zu bekommen.

Eine andere sehr spannende Sache ist das Busfahren hier. Jeden Morgen fahren Shilla und ich mit einem Kleinbus (8 Sitze) von Kabiria nach Kibera. Eigentlich können nur 7 Leute transportiert werden, weil ja der Fahrer auch noch Platz braucht. Naja, einmal waren wir auch zu 11. (In der ersten Reihe drei Personen statt zwei (Das ist sehr häufig) , in der dritten Reihe vier statt drei und eine Person ist gestanden und hat sich festgehalten. Ich war froh in der letzten Reihe zu sitzen.) Ich kann nicht nachvollziehen warum die Kenianer überall sehr viel Zeit haben, nur auf der Straße nicht. Da wird überholt bis zum geht nicht mehr und sich dann so wieder hineingedrengt, dass das hintere Auto keine andere Chance hat, als stehen zu bleiben, da es sonst zu einem Unfall kommt. Man verbringt also gefühlt mehr Zeit auf der gegenüberliegenden Straßenseite als auf der eigenen. Und trotzdem fühle ich mich meistens sicher. Okay, bis auf einmal wo der Fahrer einfach auf der Hauptstraße über den Bordstein in der Mitte gefahren ist, um auf die gegenüberliegenden Straßenseite zu kommen. Achja bei Rot über die Straße fahren oder verschiedenste Tiere (Kühe, Hunde, Ziegen) auf der Straße sind keine Seltenheit.
Auf dem Motorrad und Fahrrad werden auch Couches, Fernseher und viele gestapelte Kisten transportiert.

Zu Beginn war ich sehr ungeduldig, weil ich sofort wollte, dass die Kinder mit mir spielen bzw in der Therapie das machen, was ich will. Mittlerweile habe ich gelernt, dass es Zeit braucht eine Beziehung aufzubauen und kann die Früchte sehen: Wenn ich mit allen Therapien fertig bin setze ich mich einfach zu den Kindern und es ergibt sich immer ein Spiel oder Dota kommt und umarmt mich oder Christine, Shantal und Emma versuchen mir eine neue Frisur zu machen.

Am Samstag war ich mit Shilla wieder am Markt. Ich weiß mittlerweile, dass man hier möglichst keine Wertgegenstände mitnimmt und gut war es, weil einer jungen Frau ganz in der Nähe von uns alle Sachen gestohlen wurden. Daher gibt es hier keine Fotos. Wir haben beide eine Hose gekauft und der Verkäufer wollte mich (mal wieder) heiraten. Ich finde es sehr spannend, dass die Verkäufer einem immer alles andrehen wollen und meinen, dass jedes Gewandstück gut zu einem passt. Sie geben aber nicht auf, bis sie was gefunden haben oder meinen gefunden zu haben. Manchmal bin ich echt froh, dass ich die ganze Diskussion nicht versteh und Shilla dann irgendwann meint, dass wir gehen sollten.

Am Sonntag habe ich gelernt, wie man mit den Händen die Wäsche wäscht (wobei das jetzt nicht so besonders ist, wie gedacht).

Ich versuche bei Brian die CIMT- Therapiemethode, so gut es die Möglichkeiten zulassen, durchzuziehen. Nachdem er freiwillig nur die rechte Hand verwendet, verstecke ich diese (zB unter der Jacke) und so muss er die linke Hand verwenden. Nachdem ich das jetzt schon seit rund 2 Wochen durchführe und er für einige Stunden nur links greifen darf, macht er mit dieser Hand große Fortschritte zur Freude von Mama Brian und mir. Einen der Ringe kann er zwar noch nicht alleine greifen, aber das Turm auf- und abbauen funktioniert schon 2-3x sehr gut. Wobei ich auch hier merke, dass ich geduldig sein muss und mich auch viel auf ihn einlassen muss, damit es klappt und nicht nur meinen Plan durchziehen (sonst ist er gar nicht konzentriert).

Nachdem die meisten Leute hier “Saskia” nicht aussprechen können, bin ich sehr oft nur “Sassi”. Wenn man sich auf Suaheli begrüßt heißt das “Sasa” und nachdem ich jetzt nicht so gut Suaheli kann (um es positiv zu formulieren), reagiere ich meistens erst nach einer kurzen Pause oder, wenn “Sasi” halt nochmal wiederholt wird😂

Am Montag war ich zum ersten Mal Touristin und am Kenyatta International Convention Center oben. Ich war sehr überrascht wie viele Hochhäuser Nairobi hat und wie grün es von oben aussieht. Dann habe ich bemerkt, dass Nairobi rund 4,4 Millionen Einwohner hat und etwas kleiner als Berlin aber mehr als 1,5x so groß wie Wien. Also den Teil von Nairobi wo ich fast immer bin (Kibera und Kabiria) hat man überhaupt nicht gesehen.

Alles Liebe und Gute,
Saskia

Woche 6

Hallihallo aus Nairobi!

Diese Woche ist echt viel passiert:

Ein rund 2 Jahre altes Mädchen aus der Child Care (vergleichbar mit Kindergarten und Teil der Child Destiny Foundation) wird von ihrem Vater gesucht, der sie jetzt doch großziehen und bei sich haben will. Deshalb hat die Mutter in der Früh gemeint, dass sie von niemand anderen abgeholt werden darf. Es kamen im Laufes des Tages dann zwei Frauen, die gefragt haben, ob sie hier arbeiten können. Gleichzeitig haben sie behauptet einen Job in der Stadt zu haben und so gerne was spenden zu wollen. Außerdem wollten wissen wie viele unserer Kinder hier übernachten und wie viele zur Schule gehen. Also sehr komisch. Die ganze Sache war am Mittwoch letzte Woche und seither war das Mädchen nicht mehr bei uns in der Child Destiny Foundation. Es ist hier leider üblich bzw weit verbreitet, dass der Vater die Mutter verlässt bevor das Kind zur Welt kommt.

Am Tag drauf hatte Evans, der Physiotherapeut, Geburtstag. Normalerweise werden Geburtstage hier nicht gefeiert. So war es der erste Geburtstag den Evans feierte. Felista, die Ergotherapeutin, kaufte während des Tages eine Torte, die Shilla dann abholte. Wir sagen für ihn Happy Birthday. Spannenderweise wird hier dann “How old are you now?” dran gehängt nach dem “normalen” Happy Birthday. Evans schnitt die Torte an und wurde mit der Gabel gefüttert. Laut Shilla ist das ganz normal. Das einzige was nicht normal ist war, dass alle mit einer Gabel gefüttert wurden. Es gab einen Teller auf dem wurden die Kuchenstücke gegeben und das Geburtskind (und später auch andere) fütterten die Gäste bis die Torte aufgegessen war.

Was mir positiv auffällt ist der Familienzusammenhalt. Jackys Mama ist zB die Oma von einem neuen Buben bei uns, der keine Eltern mehr hat oder sie können sich nicht um ihn kümmern. Deshalb lebt er jetzt bei Jacky und ihrer Mama. Oder auch Shilla lebt bei Alex und Florence, um hier in Nairobi studieren zu können. Ihre Eltern sind sehr früh verstorben. Zu Schulzeiten hat sie bei ihrer Oma gelebt. Alex hat auch Mose zum Teil groß gezogen, weil sein Bruder (Vater von Mose) kein Geld und Zeitresourcen hatte, wie die Mutter von Mose beschlossen hat, dass sie ihn nicht mehr alleine groß ziehen will. Beide waren sehr jung, wie Mose zur Welt kam. So lebte Mose einige Jahre bei Alex und Florence und das mit einer ziemlichen Selbstverständlichkeit für die beiden. (Zumindest hat es in der Erzählung sehr danach gewirkt).

Es war übrigens in den letzten Tagen ein Handwerker im Zentrum der einerseits ein Kasterl aufgehängt hat und andererseits die Klotüre repariert hat. Das heißt man muss jetzt nicht mehr die Türe anheben und ins Scharnier drücken, wenn man diese Türe bewegen will. Sie schließt jetzt auch deutlich besser. Spannend wie man beginnt sich über diese Kleinigkeiten sehr zu freuen :))

Am Wochenende war ich dann am Samstag mit Frank, einem Freund und Arbeitskollegen von Alex und Florence im Kenyan Wildlife Service. Einem Zoo wo alle Tiere gemeinsam leben ohne Gehege (also nur nach außen). Der Uberfahrer hat mich da leider ziemlich über den Tisch gezogen und ich habe sehr viel gezahlt (zusätzlich dazu, dass nicht Einheimische schon Mal prinzipiell das Zehnfache zahlen). Dafür wurden wir 4h herum geführt und meine Wertgegenstände konnten nicht geklaut werden. Man muss immer auch das Gute sehen.

Am Sonntag war ich dann endlich bei den Salesianern in der Messe und habe mich gefühlt wie als wäre ich nach Hause gekommen. Ich wurde so liebevoll aufgenommen und alle freuten sich sehr mich zu sehen und, dass ich ihr Gast war. Nachdem es eine Internationale Gemeinschaft ist mit Salesianern aus 24 verschiedenen Ländern, bekam ich gleich die Einladung in andere Länder und Gemeinschaften zu kommen. Ernest zeigte mir auch noch die Salesianer Pfarre und das Don Bosco Boys Town, wo die Jugendlichen eine Ausbildung machen können zB zum Mechaniker oder Frisörin.

Mein Aufenthalt hier endet leider schon in rund 2,5 Wochen. Deshalb ist der Wunsch aufgekommen, den Kindern etwas zu ermöglichen/schenken was länger bleibt. Konkret: den gesunden Kindern eine Rutsche und den Kindern mit Beinträchtigung Schienen und Bandagen (das ist leider ziemlich teuer😬). Und dazu brauche ich eure Hilfe :))
Selbst ein kleiner Beitrag wurde mich schon voll freuen🤗

Einfach gleich hier auf der Homepage spenden und sie wird bei den Kindern ankommen.

Vielen Dank :))

Viel Freude noch beim Fotos anschauen und bis bald,
Saskia

Woche 7

Ein vorletztes Mal Hallo aus der Child Destiny Foundation:

Diese Woche sind mir einige Dinge klar geworden über die ich mich jetzt 7 Wochen lang gewundert habe:

Das eine ist, dass auf den Straßenmärkten grüne Bananen verkauft werden. Ich habe mich gefragt, warum sie die Bananen grün ernten, wenn sie aufgrund des kurzen Transportweges auch länger an der Staude wachsen könnten. Letztes haben wir wieder Kochbananen gegessen und da erzählt mir Florence, dass das die grünen Bananen sind. Jetzt ergibt das ganze mehr Sinn.

Das andere Aha-Erlebnis hatte ich im Bezug auf ein Kind im Therapiezentrum:
Christine Achieng, ein Mädchen aus der Day Care ist mir gleich zu Beginn aufgefallen. Sie wirkte auf mich größer und älter als andere, wodurch ich intuitiv mit einem etwas reiferen Verhalten rechnete.Ich brachte ihr “Beim Bäcker hat’s gebrannt brannt brannt” bei (also ohne Text nur die Bewegungen) und schon bald suchte sie intensiv meine Nähe, egal wo ich war, umarmte mich, wenn mich andere Kinder umarmten, wollte mit mir spielen, wenn ich mit anderen Kindern spielte oder arbeitete und konnte scheinbar nicht warten. Ich fragte mich, warum Achieng nicht merkte, dass ich gerade beschäftigt war. Nachdem ich keine Pädagogin bin, dachte ich mir, dass es vielleicht an der Erziehung liegt, die aufgrund von kulturellen Unterschieden natürlich anders als in Österreich ist. Aber trotzdem war dann da noch die Frage, warum sie so hyperaktiv war. Ich begründete es für mich mit “Kind, das keinen Spielplatz und Raum zum Austoben hat”. Komisch kam mir das Ganze aber noch immer vor. Ich redete auch mit Florence und Alex darüber und wir versuchten passende Strategien für den Umgang mit ihr zu entwickeln. Ich merkte für mich, dass ich einfach nicht mehr so viel Geduld hatte für den Umgang mit ihr vor allem, weil ich das Gefühl hatte, dass man ihr manche Dinge sehr oft sagen muss und sie es dann trotzdem wieder macht, obwohl man es verboten hat. Nachdem sie mir an meinem ersten Tag im Zentrum als ein Kind aus der Child Care vorgestellt worden ist, hinterfragte ich das nicht weiter. In der vergangenen Woche erfuhr ich dann, dass sie ADHS und Autismus hat. Diese Diagnosen erklären natürlich sowohl ihr Verhalten als auch die Schwierigkeiten, die sie im sozialen Umgang hat. Seither fällt es mir viel leichter auf sie zuzugehen. Da wegen Ferien und Ostern nur wenige Kinder im Zentrum waren, nahm ich mir Zeit nur für sie und wir hüpften im selbst gebauten Tempelhüpfen herum. Auch der Tipp von Alex ihr ganz ruhig zu erklären, was man will und was nicht und ihr das so oft zu sagen, bis sie sich dran hält, hilft mir sehr. Also auch hier ein Licht, das mir aufgegangen ist.

Im Gespräch mit einigen Salesianern (also Ordensmännern) habe ich gemerkt, dass die halben Heiratsanträge auf der Straße und ständig angesprochen werden von irgendjemanden vielleicht nicht unbedingt was mit mir und meiner weißen Hautfarbe zu tun haben, sondern auch viel mit der Kultur hier. Dass man sich viel mehr um die Mitmenschen kümmert und an ihnen Interesse zeigt als in Österreich. Natürlich musste ich innerlich lachen, wie ich am Hin- und Rückweg von Supermarkt angesprochen worden bin. Letztens, aber ich habe mich nicht mehr so unwohl dabei gefühlt.

Wenn ich noch länger bleiben würde, würden mir vermutlich noch Einiges klarer werden. Naja, für’s nächste Mal, weiß ich zumindest schon mehr als Anfang März.

In der Osternacht ist mir bewusst geworden, dass Eierpecken was österreichisches ist, weil nicht Mal die Volontäre aus Polen und der Slowakei kannten es. Sie waren aber offen dafür und so probierten wir es aus. Generell war ich erstaunt, wie wenig Ostern gefeiert wird: Kein besonders Essen, keine Dekorationen, keine Ostereier, kein Striezel oder irgendwas anderes typisches. Wir haben nicht einmal einen Ausflug oder irgendwas Besonderes unternommen.

In der Auferstehungsfeier habe ich endlich das erlebt, was meinem Bild von afrikanischer Kirche vor meinem Aufenthalt entsprochen hat: viel Klatschen und Tanzen zu den Liedern. (Ich habe am Ostersonntag von den Salesianern aber auch gelernt, dass es da innerhalb von Afrika sehr große Unterschiede gibt. In manchen Ländern ist das sehr verbreitet und in anderen wird man bei denselben Bewegungen komische angeschaut und daraufhin gewiesen, dass man nicht in der Disco ist).

Es sind zum Glück so viele Spenden zusammen gekommen, dass ich eine Schaukel und eine Rutsche für die Kinder kaufen konnte. Ich habe mich sehr drüber gefreut und die Therapeuten noch mehr. Die Kinder dürfen die Dinge leider erst nützen, wenn der Beton getrocknet ist. Also etwas Wartezeit ist noch nötig.

Geduld haben wir auch wegen der Reparatur der alten Therapiesessel gebraucht. Mehr als eine Woche waren sie beim Tischer und wir dürfen die Kinder von der Matratze aus füttert. Zum Glück gibt es einige neue Sessel, sodass z.B. Prince von einem Sessel aus gefüttert werden konnte.

Zusätzlich zu den neuen Sesseln gibt es auch zwei neue Sessel für den kleinen Tisch und eine neue Therapieliege. Diese wird gerne als Versteck genützt.

Alles Liebe,
Saskia

Woche 8

Ein letztes Mal Hallo von mir:

Ich bin dankbar für…

  • die Erfahrung, die einzig Weiße zu sein und auf der Straße aufzufallen und angesprochen zu werden
  • für den Einblick in diese andere Kultur. Ich bin mir sicher jetzt ganz anders mit Personen aus Afrika in Europa umgehen zu können – in Hinblick auf z.B. Pünktlichkeit oder Arbeitspensum/Pausen
  • für die Möglichkeit als Therapeutin mit Kindern zu arbeiten und von ihnen zu lernen – Ich weiß nicht, wer mehr von der Therapie profitiert hat.
  • Das Wasser vom Brunnen zu holen und damit einen höheren Stellenwert des Wasser und der Wasserknappheit zu spüren.
  • Für die Einblick ins Leben im Slum
  • Dass ich das Essen fast immer gut vertragen habe
  • Für das Moskitonetz über dem Bett
  • Für den Einblick in den Alltag/das normale Leben in einer kenianischen Familie
  • Fließendes warmes Wasser in Österreich
  • Immer Strom in Österreich zu haben
  • Dass ich in einer Wohnung lebe, die nicht gleich vollkommen anbrennt, sollte es mal brennen
  • Dass ich in einer Wohnung lebe in der es rund herum nicht extrem stinkt
  • Dass wir in Österreich eine gute und funktionierende Müll- und Abwasserentsorgung haben
  • Dass ich keine Mäuse, Eidechsen und Kakerlaken in meiner Wohnung in Österreich habe
  • Für das Umweltbewusstsein in Österreich (Müll gehört getrennt und in den Mistkübel. Ich habe auf der Straße in Nairobi keinen einzigen Mistkübel gesehen)
  • Dass meine Eltern noch zusammen leben und nicht mein Vater meine Mutter vor der Geburt verlassen hat und auch sicherlich nicht verlassen hätte, wenn sie ein behindertes Kind zur Welt gebracht hätte
  • Dass meine Eltern für mich da waren, wenn ich sie gebraucht habe – Mercy und Joy müssen beispielsweise mit einer ständig abwesenden und viel Alkohol trinkenden Mama auskommen – ohne Vater. Sie fahren alleine zum Therapiezentrum, die ältere ist erst sechs Jahre alt und die jüngere hat eine Zerebralparese.
  • Nicht mit 17 Jahren vergewaltigt worden zu sein und jetzt ein Kind zu haben
  • Dass ich nicht HIV positiv bin
  • Für die Klobrille am Klo
  • Für die Stoßdämpfer im Auto und dass es in Österreich nicht so viele kleine Bodenschwellen gibt
  • Für den Spiegel in Augenhöhe mit genug Licht
  • Für den Tisch und die Sessel zum Essen
  • Für das gute Leitungswasser
  • Für den Umgang mit dem Fernseher in Österreich (also er läuft nicht immer)
  • Kein Cocomelon mehr ansehen müssen
  • Dass Shilla mein persönlicher Bodyguard war
  • Dass sie ihr Zimmer mir zu Verfügung gestellt hat für 2 Monate
  • Dass sie mich überall hin begleitet hat das erste 2/3 der Zeit
  • Dass sie auch Dinge gemacht hat, die sie sonst nicht machen würde (zum Zentrum GEHEN)
  • Dass ich bestimmen durfte zu welcher Zeit wir das Haus verlassen
  • Dass ich gegen Ende auch einige Male alleine mit dem Boda-Boda fahren konnte
  • Für die Abenteuer, die ich in diesem Zusammenhang erleben durfte
  • Für die Möglichkeit afrikanische Haare auszuprobieren
  • Für die Stromausfälle und damit die gemeinsame Zeit mit Florence und Shilla (Alex war meistens arbeiten zu diesen Zeitpunkten)
  • Die Gastfreundschaft von Alex und Florence
  • Dass sie sich sehr um mich und meine Sicherheit und Gesundheit gesorgt haben
  • Für die Gastfreundschaft der Salesianer
  • Dass ich so willkommen geheißen wurde und sich gefühlt alle gefreut haben, dass ich bei ihnen war
  • Für die Gespräche die ich mit einigen Salesianern haben konnte
  • Für das gemeinsame Beten und Messe feiern (auch die Osterliturgie)
  • Für die Ruhe, Geduld und Gelassenheit die gefühlt alle Kenianer ausstrahlen
  • Für die Dankbarkeit, die man erfährt
  • Dass Warten etwas “normales” ist und man nicht böse aufeinander ist oder genervt, wenn sich der andere verspätet
  • Für dieses andere Zeit-Bewusstsein
  • Für das “Es ist okay”, wenn man zu spät kommt
  • Dass es keine Probleme gibt bzw. für jede Schwierigkeit eine Lösung gefunden wird
  • Für die viele Zeit die ich plötzlich gehabt habe (vom Gefühl her hat in Kenia ein Tag mehr als 24h)
  • Keine Maske tragen müssen beim Arbeiten -Covid spielt keine Rolle im Leben der Menschen hier
  • Für die Kuscheleinheiten mit/von den Kindern
  • Dass verschiede Kinder in meinen Armen eingeschlafen sind
  • Für die Spieleinheiten und das Singen mit den Kindern
  • Für das Spaßen mit Evans und Felista
  • Für den fachlichen Austausch mit ihnen
  • Für die Spenden die zusammengekommen sind durch meinen Aufruf und damit verbunden die Rutsche und die drei Schaukeln, die finanziert werden konnten
  • Für die Freude, die die Kinder mit diesen Spielgeräten haben
  • Für die Therapiefortschritte,die ich erkennen konnte bei den Kindern
  • Für die Selbstverständlichkeit Geld geborgt zu bekommen
  • Für die Zeit im Giraffenzentrum und die Möglichkeit diese Tiere zu füttern
  • Für den Ausflug in Kenyan Wildlife Service, wo ich so einige wilde Tiere sehen konnte
  • Dankbar mein Bild von Afrika und afrikanischer Kultur zu bereinigen und mehr an die Realität abzupassen.

Ich bin dankbar für die Zeit, die Begegnungen, die Abenteuer und Erfahrungen, die ich machen durfte. Ich kann es jedem nur empfehlen einen Zeit lang in einer anderen Region der Welt zu leben.

Danke für’s Lesen meiner Berichte. Für mich war es das erste Mal in einem afrikanischen Land aber definitiv nicht das letzte Mal 🙂

Alles Gute,
Saskia

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