3 Monate in der Child Destiny Foundation und es fällt mir schwer, all meine Erlebnisse und Eindrücke in Worte zu fassen…

Mein Name ist Melina und ich arbeite seit 2020 als Ergotherapeutin in Wien. Schon immer war es ein Traum von mir Freiwilligenarbeit in Afrika machen zu können. 2024 hat sich dann mein Wunsch verfestigt und ich bin durch eine Kollegin auf die Child Destiny Foundation gestoßen. Sofort habe ich die Obfrauen Claudia und Manu kontaktiert und nach einem ausführlichen Zoom-Meeting stand für mich fest: „Das ist das richtige für mich!“.
Sowohl bei meinen Vorbereitungen als auch während meines Aufenthalts standen mir Claudia und Manu immer zur Verfügung, was ich sehr zu schätzen weiß und wofür ich nochmal DANKE sagen möchte.
Am 4. Februar 2025 begann dann mein Abenteuer „Nairobi“.
Nach einem 12 Stunden Flug bin ich endlich am Flughafen Jomo Kenyatta International angekommen, wo ich wie ein Familienmitglied von Alex und Florence -Mitgründer*innen und Leiter*innen der Foundation- in Empfang genommen wurde. Bevor es in mein Airbnb ging, durfte ich mich noch bei ihnen Zuhause ausruhen und mit einem Mittagessen stärken. Hier wurde mir auch gleich von Alex gezeigt, wie ich richtig Ugali esse -ein traditioneller afrikanischer Getreidebrei aus Maismehl 😊
Am nächsten Tag ging es dann auch schon in die Child Destiny Foundation.
Am Weg wurden die Straßen immer schlechter, der Verkehr chaotischer und die Menschenmengen mehr. Schnell wurde mir klar: In Kibera, dem größten Slum Afrikas, läuft das Leben anders ab. Auch wenn ich mir vorab Bilder und Videos angeschaut habe, wirken die Eindrücke vor Ort nochmal anders. Aber dazu später mehr…

In der Foundation angekommen, wurde ich vom Team gleich willkommen geheißen und mir die Räumlichkeiten gezeigt. Von den Kindern wurde ich neugierig begutachtet und erstmal wurden meine blonden Haare und helle Haut inspiziert. Auch von ihnen wurde ich schnell ins Herz geschlossen.
In den kommenden 3 Monaten hatte ich die Möglichkeit, mich mit den Ergotherapeut*innen Claire und Boniface fachlich auszutauschen und wir konnten gegenseitig voneinander lernen. Die ergotherapeutische Arbeit fokussiert sich vor allem auf funktioneller Ebene (z.B. Mobilisieren der Gelenke, Sitz- und Gehtraining), aber es stand auch ein SI-Raum zur Verfügung.
Die Kinder, die zur Therapie ins Tageszentrum kommen, sind vor allem von Zerebralparese, Entwicklungsverzögerung, Autismus und Trisomie 21 betroffen. Da das Tageszentrum auch von Kindern ohne Behinderung besucht wird, gibt es die Möglichkeit zur Inklusion und es war schön zu beobachten, wie die Kinder einander akzeptieren und voneinander profitieren.
Neben meinen ergotherapeutischen Kolleg*innen hatte ich auch die Möglichkeit, mich interdisziplinär auszutauschen.
Gemeinsam mit der Sozialarbeiterin Ritah habe ich in den 3 Monaten über 50 Hausbesuche in Kibera geschafft. Die Besuche waren nicht immer einfach – Wohnverhältnisse, die man sich in Europa nie vorstellen kann. Lebensgeschichten/ Schicksale, die ich nicht so schnell vergessen werde. Neben großen Müllbergen leben Familien in kleinen Lehm- oder Wellblechhütten auf kleinstem Raum zusammen. Zwischen den verstrickten Gassen trifft man immer wieder auf Tiere, wie Hunde, Katzen, Hühner, Schweine und diverse Insekten. Die Gerüche im Slum sind schwer zu beschreiben. Auf den Straßen wird man von allen Seiten mit Geräuschen beschallt und man muss aufpassen, nicht von einem Motorrad erwischt zu werden. Was anfangs eine komplette Reizüberflutung für mich war, wurde irgendwann zur „Gewohnheit“.



Trotz der Herausforderungen bin ich sehr dankbar für diese Erlebnisse. Es war inspirierend zu sehen, dass die Leute im Slum trotz schweren Lebensbedingungen ihr Lächeln und ihre Lebensfreude nicht verloren haben. Der Zusammenhalt in der Community ist stark und bei den Hausbesuchen wurde oft erzählt, dass man sich in der Nachbarschaft so gut wie möglich hilft. Auch mir wurde sofort geholfen, als ich einmal unaufmerksam war und in eine große Wasserlacke gestiegen bin. Sofort sind drei Frauen mit Wasser gekommen und ich konnte meinen Fuß waschen. Von einer Familie habe ich sogar Crocs erhalten, da mein Schuh von Wasser durchtränkt war. Diese Geste hat mich sehr berührt. (Die Schuhe habe ich natürlich am nächsten Tag zurückgebracht).
Neben den Hausbesuchen habe ich Ritah auch beim Essensprogramm „Nourish for Life“ in der Foundation unterstützt. Hier gab es jeden Mittwoch für ältere Menschen eine Lebensmittelausgabe (Mehl für Ugali / Chapati oder Reis), sowie jeden Samstag ein gratis Mittagessen + Lebensmittelausgabe für Menschen mit Behinderung, Mütter und Kinder aus Kibera. Beim Community Cooking wurden wir von den Tagesmüttern Lydia und Dorcas unterstützt, die mir mit Freude das traditionelle Kochen beigebracht haben.
Da ich eine Ausbildung zur „Dipl. Ernährungstrainerin“ mache, waren sie auch offen für Tipps zur gesunden Ernährung. Gemeinsam wurde ein Ernährungsleitfaden für das Tageszentrum erstellt und mithilfe von Ritah auch auf Swahili übersetzt, damit es die Mütter gut verstehen können.



Allgemein möchte ich die Arbeit von Lydia und Dorcas hervorheben– Täglich wurde von ihnen frisch Mittagessen vorbereitet. Neben dem Kochen passen sie auf die Kinder auf, halten die Räumlichkeiten sauber, wechseln viele Windeln und vieles mehr. Keine leichte Aufgabe, aber beide so bemüht und tragen täglich ein Lächeln im Gesicht.
Zusammengefasst möchte ich sagen: Nairobi war nicht immer einfach für mich. Nicht nur der Slum, sondern auch der Rest der Stadt ist laut, der Verkehr chaotisch und man fällt als Mzungu („Hellhäutig“) einfach auf. Trotzdem gibt es auch viele schöne Plätze zu erkunden und man kann nach der Arbeit auch etwas unternehmen.
Für meine Zeit in der Foundation bin ich sehr, sehr dankbar. Ich habe so viele liebevolle Menschen kennengelernt und sowohl das Team als auch die Kinder sehr ins Herz geschlossen. Meine Eindrücke, Erlebnisse und neu gewonnenen Erfahrungen werde ich nicht so schnell wieder vergessen. Asante sana!





